Die Sinnespflege

Ein Merkmal der Waldorfpädagogik ist die Sinneslehre Rudolf Steiners. Er erweiterte sie auf zwölf Sinne, die als Grundlage für ein gesundes Verhältnis des Menschen zur eigenen Leiblichkeit, zur natürlichen und mitmenschlichen Umwelt dient.
Es sind dies die vier unteren Sinne, die das Wahrnehmen der eigenen Leiblichkeit ermöglichen: der Tastsinn, der Lebenssinn, der Eigenbewegungssinn und der Gleichgewichtssinn.

Die vier mittleren Sinne umfassen: den Geruchssinn, den Geschmackssinn, den Sehsinn und den Wärmesinn.
Zu den vier oberen Sinnen gehören: der Hörsinn, der Sprachsinn, der Gedankensinn und der Ich-Sinn.
Die vier mittleren und die vier oberen Sinne führen uns wahrnehmend in die Welt und zum anderen Menschen.
Die Welt durch die Sinne erlebend, erfährt das Kind etwas von der Welt und nimmt sich selbst dabei wahr.
Das Kind hat ein starkes inneres Bedürfnis, die Welt zu ertasten, zu erspüren, zu erleben, sich mit ihr möglichst vielfältig und intensiv auseinanderzusetzen.

In den Worten Rudolf Steiners sinngemäß: Das Kind lebt stärker als der Erwachsene in seinen Sinnen. Es ist ganz Sinnesorgan. Das Kind ist den Eindrücken offen und vertrauensvoll hingegeben, aber auch schutzlos ausgeliefert.
Durch eine umfassende Sinnespflege veranlagen wir ein gesundes Seinsgefühl, eine Grundstimmung der Zufriedenheit mit sich selbst und der Welt, ein Gefühl für innere Unabhängigkeit und die Möglichkeit, in sich zur Ruhe zu kommen, die eigene Mitte zu finden. Der Mensch wird in seiner Gesamtpersönlichkeit gestärkt.

In unserem Kindergarten achten wir, basierend auf diesem Wissen, ganz besonders auf die Pflege der Sinne in ihrer Gesamtheit.
Die Pflege der Sinne erfahren die Kinder im Angebot unserer Tätigkeiten.
Dabei nutzen wir die Möglichkeit, die Sinne spielerisch und nach individueller Entwicklung des Kindes zu fördern. Durch entsprechende Tätigkeiten und die Gestaltung der Tage, der Wochen und des Jahreslaufes achten wir darauf, dass viele freie (Freispiel im Raum und im Garten) wie auch geformte, bewusst geführte Bewegungsphasen (z.B. Handgestenspiele, Reigen und Eurythmie) zum Tragen kommen.

In diesem Sinne werden bei den Kindern die Freude an der Wahrnehmung des eigenen Körpers, die Lust an der Bewegung und die Neugier an den Zusammenhängen des Lebens gefördert und veranlagt. Die Kinder erhalten die Fähigkeit, Handeln, Fühlen und Denken zu vertiefen und für das Zukünftige zu erweitern und flexibel zu sein. Durch die reiche Sinneswahrnehmung wird das Kind nach und nach die Vielfältigkeiten der Welt und der Natur ganzheitlich verstehen lernen und durch eigene Bewegungskompetenz seinen Platz in ihr finden.  



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